Sharkon SGK50 S4

Mit der neuen SGK50 S4 erfüllt Sharkoon gleich einen ganzen Katalog an vielversprechenden Eigenschaften, welcher bei einer Tastatur im Jahr 2022 wünschenswert ist. Ob die Tastatur taugt, für wen das Board geeignet ist und wie viel aus dem Brett rausgekitzelt werden kann, schauen wir uns hier im Detail an.

Was kriegen wir hier also? Die SGK50 S4 ist ein 60% Keyboard mit mechanischen Switches, das heißt, wir haben keine Pfeiltasten, keinen Nummernblock und keine F-Tasten, dafür einen Fn-Key, über welchen sich die Tasten als zweiten Layer eingeben lassen. Eine 60% Tastatur bietet halt den enormen Vorteil, mehr Platz auf dem Schreibtisch und die Maus näher am Board zu haben. Auf Funktionen müssen wir nicht unbedingt verzichten, aber wer wirklich oft die F-Tasten oder ein Numpad braucht, wird hiermit sicher nicht glücklich, aber dafür hat Sharkoon in naher Zukunft auch bald etwas Größeres aus der Modellreihe.

Die mechanischen Switches bzw. Schalter sorgen dafür, dass wir ein Tippgefühl haben können, was unseren Präferenzen entspricht, sprich linear, taktil oder sogar clicky. Dazu gibt es Hotswap als Feature, und zwar keinen billigen Hotswap mit Löchleins oder nur 3pin Support, nein, wir bekommen richtig ordentlichen 5pin Hotswap Support, sprich wir können nahezu alle Switches mit MX Standard benutzen, angefangen von normalen Cherry, Gateron und Kailh Switches, bis hin zu exotischen Switches wie die von JWK, TKC oder Gazzew. Keycaps können wir auch nach belieben wechseln, jedes Set mit ISO Support passt sorgenfrei, denn wir haben ein schönes Standard 60% Layout. Also eine extrem gute Grundlage, wenn wir mal ein wenig mehr ausprobieren wollen als die Tristesse aus Rot, Braun und Blau, die üblicherweise auf solchen Boards verkehrt.

RGB hat das Board natürlich in allen denkbaren Modi, wie zu erwarten für jeden Switch und steuerbar mit Hotkeys über die Fn-Taste, die hier das Sharkoon Skiller Logo hat. Damit lässt sich die Helligkeit, Farbe und Modi ganz leicht steuern. Natürlich lässt sich das RGB auch ganz abschalten.

Das ausgelieferte Board kommt erstmal mit Kailh Red Switches, also relativ leichten linearen Switches, die bei mechanischen Tastaturen weit verbreitet und auch sehr ähnlich zu denen von Cherry und Gateron sind. Auffällig ist, dass die Switches leider sehr kratzig sind, sprich, es ist im Detail ein leichtes schleifendes Geräusch zu vernehmen, als auch haptisch ein wenig spürbar, aber das ist vollkommen normal für solche Switches. Spring Ping, das Geräusch der anschlagenden Feder in den Switches, ist allerdings nicht zu vernehmen.

Die Stabilisers, also die Aufhängung der längeren Tasten wie Space, Shift, Backspace und Enter, sind überraschend gut und machen ein angenehmes tiefes Geräusch, ein Ratteln ist nicht zu hören.

Das Gehäuse ist aus Kunststoff, die Plate, welche die Switches hält, ist aus Stahl und zwischen Plate und Platine sitzt nochmal ein passgenaues Stück Schaumstoff. Dieses sorgt für einen relativ angenehmen Gesamtsound. Nichts klingt hohl oder klappert.

Keycaps

Die Keycaps sind bei dem Board mein wohl größter Kritikpunkt. Ob ABS oder PBT verwendet wird, ist leider nicht angegeben, aber es sind relativ günstige dünnwandige Keycaps, bei denen ein halbtransparentes Material mit schwarzer Beschichtung überzogen wird und danach die Legends, also die Buchstaben wieder freigemacht werden, womit der Effekt des leuchtenden Buchstabe entsteht. Das ist für dieses Preissegment und das Budget aber auch vollkommen akzeptabel und normal, ein bisschen besser wäre aber doch schöner gewesen. Was nicht vollkommen akzeptabel ist, bleibt der leichte Offset bei vielen Buchstaben. Die Platzierung der Legends ist leider bei unserem Exemplar nicht vollkommen konsistent, aber das ist ein Fehler im Millimeterbereich, den viele vielleicht gar nicht sehen werden. Dennoch, die klassische serifenlose Font bietet eine weitaus angenehmere Lesbarkeit als die Stencil Schriftarten, die auf vielen anderen Tastaturen mit RGB zu finden sind. Auf der Frontseite der Keycaps ist auch die Funktion der jeweiligen Taste mit dem Fn-Layer zu sehen, damit wissen wir ganz schnell das Fn-J beispielsweise Pfeil nach Links ist. Das Gesamtbild kann sich sehen lassen und ist insgesamt relativ dezent. Vor allem, dass das Board auch in weiß verfügbar ist, kann ein Hinweis darauf sein, dass hier nicht nur um Gamer geworben wird, sondern eine etwas größere Gruppe an Kunden angesprochen sein darf.

Der Lieferumfang kann sich definitiv sehen lassen. Es gibt einen Switch-Puller, einen Keycap-Puller und wir bekommen obendrein ein einfaches coiled und braided Cable, also die typische Spirale mit einem Textilmantel mit USB-C. Als Bonus gibt es noch eine Blaue-Weiße Sharkoon Taste von Tai Hao zum austauschen für Esc und Win. Das wirkt als kleiner Farbtupfer ganz nett. 

Fazit

Sharkoon bietet hier einen echten Preis-Leistungs Kracher an. Für weniger als 70 EURO kriegen wir eine voll funktionsfähige angenehme Gaming Tastatur, die es locker mit den Mitbewerbern aufnehmen kann. Damit aber nicht genug, wir bekommen obendrein mit Hotswap das Knaller-Feature schlechthin, mit dem wir dem Board einen ganz besonderen Schliff geben können. Insgesamt wird hier einfach jede Menge richtig gemacht, angefangen von den passgenauen Stabilisern, über den Schaumstoff unter der Plate und auch das Case sind einfach besser als Vieles, was man sonst in dem Segment bekommen kann. Wer immer mal ein wenig mit Custom Keyboards geliebäugelt hat, aber erstmal eine solide kleine Gaming Tastatur will, baut sich hiermit ein gutes und günstiges Fundament für spätere Bastelspäße. 

Soundsamples:

1. Sharkoon SGK50 S4 “Out of the Out” mit Kailh Reds

2. Sharkoon SGK50 mit PBT Keycaps und Gateron PRO Silver

Mic: Rode Procaster, weniger als 10cm über dem Keyboard positioniert, keine weitere Nachbearbeitung.

Bastelspaß

Schauen wir doch mal was wir machen können. Kurzerhand entferne ich die Keycaps und die Switches und verwende stattdessen die Gateron Pro Silver Switches. Diese Switches sind relativ unspektakulär auf den ersten Blick, aber sind doch relativ außergewöhnlich, denn es sind günstige Switches, die bereits von Werk aus ein Schmiermittel, also Lube aufgetragen haben. Ansonsten haben sie eine sehr lange Feder, dafür nur 35gr Auslösekraft und einen sehr kurzen Weg Pre-Travel von nur 1,2mm. Unsere Kailh Reds waren da bei 45gr etwas schwerer, aber die Silvers fühlen sich dank dem Schmiermittel um Welten besser an und klingen auch sehr viel besser. Statt der Sharkoon Keycaps packen wir günstige PBT Keycaps auf das Board, die uns etwas bessere Textur auf der Oberfläche, mehr Langlebigkeit und vor allem eine schönere Ästhetik bieten. Dazu haben die PBT Keycaps den entscheiden Vorteil etwas stärker zu sein, was auch wieder dem Sound weiterhilft. Das Ergebniss sieht nicht nur gut aus, sondern es hört sich auch verdammt gut an. Es ist eigentlich kaum ein Wunsch mehr offen, denn mit diesen zwei Änderungen kann das kleine Sharkoon Board sogar mit einigen richtigen Custom Boards mithalten, die durchaus mehr kosten können.