
Es fing im Jahre 2019 für mich mit meiner ersten mechanischen Tastatur an, einer Leopold FC980M. Eigentlich wollte ich eine Full Size haben, aber leider gab es damals Schwierigkeiten bei der Ducky Skyline und deshalb war die Notlösung eine FC980M bei Candykeys zu kaufen. Ich fand es anfangs eine doofe Idee, weil ich den Navblock (Pos1, Ende, Bild Auf und Ab) vor allem für Type Setting sehr mochte.
MX Reds waren verbaut, ein im Nachhinein nicht ganz so angenehmes Feeling, aber damals war es genau das richtige für mich. Ich liebte dieses Board. Leider währte die Liebe nicht lange, denn die Keycaps verloren schnell an Lesbarkeit, denn was mir nicht ganz klar war, war dass die Keycaps waren nur gelasert worden sind. Leopold hatte für die ANSI Boards PBT Double Shots genommen, für die damals etwas selteneren und mittlerweile eingestellten ISO Boards nur Laser. Beim Lasern wird nur eine sehr dünne Schicht von der Oberfläche abgetragen so das die Buchstaben hier weiß erscheinen, aber durch nur wenig Reibung verschwinden die Buchstaben wieder, was bei einer Tastatur zwangsläufig passiert.


Also mussten neue Keycaps her, die etwas taugen. Tai Hao Starry Night, abermals von Candykeys, kamen ins Haus und dazu auch ein kleines Macropad zum Basteln, denn ich hatte irgendwie Blut geleckt.
Die neuen Keycaps passten so halb, denn was Leopold mit der Bottom Row gemacht hat, ist etwas unorthodox. Um eine standardisierte Spacebar in 6,25u zu nutzen mussten die Modifer etwas asymetrisch werden. Heißt also Strg und Alt Links sind 1,25u, Winkey, Alt und Strg Rechts sind nur 1u aber der Fn am Ende mit auch wieder 1,25u gleicht es aus.
Meine Reise ging weiter und ich lernte die Community kennen und da waren 1800 Boards natürlich bekannt und sehr schnell hatte ich das Original: eine Cherry G80 1800. Im Frühjahr 2020 hatte ich für wirklich wenig geld aus zwei G80 1800 Boards eins gebaut und damit butterweiche MX Blacks und Doubleshots Keycaps zusammen. Danke nochmal an Befbef dafür. Das Board wurde natürlich nach dem damaligen State of the Art gemoddet, also Stabs mit Dielectric Grease gefettet, Band-Aid Mod und Clipping. Dazu ein wenig Silikon und eiserne Gewindestangen ins innere gepackt um das Gewicht zu erhöhen.

Cherry G80 1800 Original
An dieser Stelle kommt eine kleine zeitliche Lücke, denn zwischenzeitlich probierte ich andere Layouts wie etwa das grauenhafte 96% kompakte Layout der YMDK96 und mit der KBD8X MK2 ein TKL. Glücklich machten mich diese Boards nicht wirklich, denn ich wollte nur mein geliebtes 1800 Layout.
Dann Erlösung! Ich bekam ein HMKB in die Finger! Damals war grade die Vorbestellphase des Group Buys vorbei und ich hatte nicht mitgemacht, weil es mir noch zu teuer war und die Wartezeit ungewiss, aber ich hatte Glück und bekam ein Modell aus dem vorherigen Run in Cremeweiß. Ein wundervolles Board, genau das was ich suchte. Bestückt mit den damals brandneuen MX Black Hyperglides war es eigentlich das perfekte Endgame Board.

Aber irgendwie wollte ich mehr.
Wie es bei Custom Boards manchmal so ist, gibt es immer das richtige wenn nur lange genug gesucht wird und so kam ich zu CherryB, einer vietnamesischen Customschmiede die genau das richtige Board für mich hatte, das Zanbato CB1800. Sehr nahe am originalen Cherry, nur aus massivsten Alu. Leider lief das nicht ganz reibungslos, denn die Bestellung wollte einfach nicht rausgehen. Als ich die Geduld verlor und Paypal einschaltete ging das Board dann zufälligerweise sehr schnell auf die Reise und kam bei mir an.

Zanbato CB1800 mit GMK Space Cadet Blue Base
Es war das bis dahin mit Abstand teuerste Board was ich hatte. Die damals frischen GMK Space Cadet R2 Keycaps kamen sofort rauf und es war ein traumhafter Anblick, aber auch hier war ein Haar in der Suppe: Eine komplett verkorste Bottom Row. Die Spacebar in 7u, die Mods je in 1u. Das wollte mein Muskelgedächtnis leider nicht mitmachen und so habe ich das Board nie lange benutzt.
Zurück zum Original! Cherry ist doch eh das Beste und wenn man gute Freunde wie den Leiterplatten-Zauberer eBastler hat, dann kann man auch alte Cherry Boards mit neuen Platinen wiedererwecken, wie diese schwarze G80 1800 mit E80 PCB. In dem Schacht wo früher ein Schlüsselkartenleser war steckt nun ein kleines OLED Display.

Cherry G800 1800 E80 PCB mit MT3 Susuwatari
Dann klopfte Keychron bei mir an und stellte mir die Q5 hin. Ich will nicht viel dazu sagen, denn das habe ich an anderer Stelle schon. Kurzfassung: Super Board, beste Preis-Leistung. Kann man nicht meckern, alle Features bei die wünschbar sind: Hotswap, RGB, QMK/Via, austauschbare Plates, Gasket mount, Drehregler. Perfektion.

Keychron Q5 mit Geekark Cyrillic
Dann eines Tages sah ich gebraucht eine Cypher angeboten. Eigentlich wollte ich die nie haben, denn da fehlt ja die F-Row, aber es war ein vertrauenswürdiger Verkäufer, ein super Preis, zwei PCB mit Hotswap für ISO und zwei Plates dabei. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Von all den Boards hier hat die Cypher mit Sicherheit die höchste Nutzungsdauer und -intensität erfahren und ich weiß gar nicht recht warum. Möglicherweise ist es die Bottom Row die mit 1,25u Modifiern links genau richtig für mich ist. Von allen 1800 Boards ist das hier auch das kleinste und schmalste. Am Sound kann es nicht liegen, denn der ist wirklich nicht gut, egal welche Switches oder Plates benutzt wird, aber das ist verkraftbar.

Nochmal zum Thema Freunde: der liebe FiremanSam war so nett und schickte mir den Prototypen eines von ihm geplanten FR4 Stack Board. Also quasi ein vollständiges DiY Kit für ein 1800 Board. Es fühlt sich gut an, hat eine sehr interessante Optik und ich hoffe wirklich das es irgendwann marktreif wird und dann bei keeb.supply landet.

Firetruck Prototyp mit ePBT 9009, Februar 2023
Mittlerweile befinde ich mich an einem Punkt wo mir Boards eher zufliegen. Fast alle Qwertykeys Boards hatte ich nun in den Fingern und auch andere sehr tolle Customs wie das Freebird, die Thera oder das Link65 waren schon bei mir auf dem Tisch, aber ein weiteres tolles 1800 wollte sich da noch nicht verirren, also wuchs erneut die Sehnsucht in mir. Hauptgrund für den Kauf des Brutal V2 1800 von Cannonkeys war hier aber vor allem die Farbe, denn ich hatte genug von Schwarz-Weiß und brauchte etwas passendes für das Keycap Set KAT Napoleonic, das endlich nach über 815 Tagen Wartezeit angekommen war.

Cannonkeys und deren Designer ai03 haben das Board massiv verbessert bzw neu entwickelt. Damit sind jetzt etwa Zink-Gewichte im Inneren, es hat eine Screwless Optik durch innenliegende Verschraubung, die Plates sind Multilayout und insgesamt fühlt es sich sehr gut an. ISO Hotswap gibt es leider nicht, also werde ich das Löt PCB mit Millmax-Sockeln auf Hotswap bringen.
Hier endet erstmal meine Reise um die 1800er, aber es bahnen sich schon neue Boards am Horizont an. Qwertykeys schraubt angeblich an einem QK95, der eBastler will schon lange die Isometria als 1800 Version machen und ich selbst will umbedingt das Open Source Keyboard Boston in Alu produzieren. Es bleibt spannend.
Kleiner Exkurs: Comissions
Für einen Kunden der Firma durfte ich netterweise eine Odin V2 bauen. Die Odin V2 gab es leider exklusiv nur mit ANSI Layout und das war mir nichts. Wunderschön ist das Board dennoch und dazu tippt es sich auch sehr angenehm dank dem Gasket Mount den KBDFans für sich standardisiert hat.

Die Rekt1800 (Brutal V1) von Cannonkeys kaufte ich für einen privaten Kunden der auf Biegen und Brechen ein solches Layout haben wollte, in ISO, mit Hotswap und in Schwarz, koste es was es wolle. Cannonkeys hatte damals leider nur ein sehr frisches Grün, egal, also hab ich das Rekt1800 gekauft, das Löt PCB mit Millmax auf Hotswap gebracht, Leuchtdioden eingebaut, das Case an eine Firma für Pulverlackierungen geschickt und Schwarz machen lassen. War aber nicht genug des Ärgers, die Plates die Cannonkeys anbot waren leider Fix für ANSI. Also neue POM Plate dazu anfertigen lassen. Es war ein Kraftakt, aber am Ende funktionierte alles.

Rekt1800 mit GMK Red Samurai